Kilian Kerner Designer Berlin

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MC:            Die Berufe, die du dir ausgewählt hast, sind ja bei weitem keine Allerweltsberufe, zum einen Schauspieler jetzt Designer. Gibt es da einen Bezug?

KK:            Ja auf jeden Fall. Mein Label funktioniert ja über Gefühlswelten, alle was ich entwerfe, hat mit einem Gefühl zu tun, in dem ich gerade stecke. Hier sehe ich den Bezug zur Schauspielerei. Auch wenn es um die Inszenierung der Show geht, mir ist es super wichtig, dass da noch ein bisschen Mehr passiert, deshalb auch die Live-Musik. Ich kann mich noch an meine allerersten Shows erinnern, da wollte ich die Show wie ein Theaterstück inszenieren (völlig absurd, wenn ich jetzt darüber nachdenke) Damals wurde ich angesprochen, ob ich nicht Lust hätte eine Modenschau zu machen, ich hatte mir dann überlegt alles wie ein Stück aufzubauen, also den Models einfach die Teile anzuziehen und sie dann einfach etwas spielen zu lassen…( hat so richtig nicht funktioniert/grinst)

MC:            Wurdest du früher schon mal mit Mode konfrontiert?

KK:            (Überlegt) Naja, ich habe als Kind immer die T-Shirts meiner Tante angezogen, dass waren so die einzigen Erinnerungen oder ich habe mich als Nena verkleidet. Früher hat mich das überhaupt nicht interessiert, mit Anfang 20 hatte ich dann so eine Phase, in der ich mich ein bisschen bunter angezogen habe als andere, aber das war auch schon alles. Ich habe also nie davon geträumt Designer zu werden.

MC:             Du hast angefangen mit T-Shirts, hast die bedruckt und die gingen weg wie sprichwörtlich warme Semmeln, wie erstellt man auf dieser Grundlage seine erste Kollektion?

KK:            Ich musste das einfach lernen. Am Anfang wusste ich einfach gar nichts über Kollektionserstellung, Schneiderei oder Konzeption. Angefangen habe ich damit, alte Sachen zu kaufen und die    einfach abgeändert. Ich habe Ärmel abgetrennt und andersherum wieder dran genäht, habe geschnitten, geklebt und wahllos bedruckt. Ich habe das ja auch nie aus dem Hintergrund gemacht: ich will jetzt Modedesigner werden. Es hat sich wirklich einfach ergeben.

Ich bin von Köln nach Berlin gezogen und damals regelmäßig mit einer Freundin ins Cafe Moskau gegangen. Ich habe ihr dann ein/zwei von meinen Teilen gegeben, bis sie jede Woche Klamotten von mir wollte. Die Freundin wurde dann immer häufiger auf ihre  Garderobe angesprochen und dann hat es so langsam seine Kreise gezogen, wer die Klamotten gemacht hat. Innerhalb von 2 Monaten habe ich  dann  Shows in Klubs veranstaltet ohne wirklich über Trends und Mode nachzudenken. Ich hatte einfach einen Riesenspaß daran. Ich meine, dass muss man sich mal überlegen: ich habe vorwiegend gemalt und geklebt! Das hat ja nichts mit Mode zu tun gehabt.

Das hat sich dann aber geändert als jemand an mich herangetreten ist und mich fragte ob ich eine komplette Kollektion machen wolle. Ich hatte 6 Wochen, um 15 Outfits zu erstellen.

Nach einer Woche Bedenkzeit willigte ich ein und fand mich in wirklich  jeder freien Sekunde in meiner Wohnung wieder und designte diese Kollektion. Ich habe mich förmlich in diese Arbeit fallen lassen und bin richtig darin aufgegangen. Anders als bei der Schauspielerei hatte ich meine Disziplin gefunden. Ich kaufte dann Bücher, lernte Nähen und Schnitte zu machen und versuchte mir wirklich alles anzueignen was nur irgendwie mit Modedesign zu tun hatte.

MC:            War Kilian Kerner dann eher ein Selbstläufer?

KK:             Naja,  am Anfang war es dann doch eher wegen Nena, aber das ist mir irgendwann so auf den Geist gegangen. Ich wollte Kilian Kerner und nicht Nena Kerner. Und die meisten haben mich damals noch eher müde belächelt, der kann doch nichts und der Kerner ist doch sowieso bald wieder weg. Aber ich hatte nach meiner ersten Show schon 4 oder 5 Läden die Kilian Kerner verkauft haben, obwohl es damals noch Bastelcharakter hatte. Diese Aussagen, gaben mir dann den Ansporn weiterzumachen und mehr zu lernen. Und letztlich sieht man was daraus geworden ist, einige der anderen, die damals so schlecht von mir gesprochen haben sind weg und ich bin immer noch da. Und ich habe es gelernt. (Strahlt)

MC:             Beeinflusst dich die Schauspielerei immer noch?

KK:            Auf jeden Fall, ich kann mich noch gut erinnern, als ich mein erstes Interview gegeben habe, das war glaube ich so mit 25, auch direkt vor einer Fernsehkamera, und der Typ dahinter meinte dann.” hä woher kannste denn das so gut”. Er war  total verblüfft das ich als Designer oder damals  Jungdesigner mit  25 so gut mit der Kamera umgehen konnte und dann klärte sich das auf, als ich dem Reporter dann gesteckt habe, ich sei eigentlich Schauspieler. Da war dieser Aha-Effekt, der mich heute noch freut.

MC:            Du arbeitest gerade an deiner 12. Kollektion, in allen Saisons gibt es vorwiegend positives Feedback. Fühlst du dich mittlerweile als Designer?

KK:            Mittlerweile sehe ich mich schon als Designer, ich meine ich mache das jetzt schon seit 6 Jahren und habe dabei nicht nur für Kilian Kerner designt, also auch jede Menge Kooperationen gemacht. Ich glaube sonst hätte ich es auch nicht geschafft in diesem Haifischbecken 12 Kollektionen zu entwickeln. Das hört sich auch immer alles so easy an, aber es war und ist  echt harte Arbeit.

MC:            Gibt es eine Kernersche Definition für Erfolg?

KK:            Die Frage nach dem Erfolg muss man in vielerlei Hinsicht betrachten. Nimmt man dabei die Stückzahlen oder wie man in der Öffentlichkeit steht? Ich würde für mich behaupten ich bin nicht unerfolgreich. Aber mir reicht das was ich jetzt habe noch lange nicht aus. Ich brauche immer etwas Neues.

MC:            Das klingt nach einem Arbeitstier. Würdest du dich als einen Workaholic  bezeichnen?

KK:            Ich bin tatsächlich ein Workaholic, ich habe 6 Jahre nichts anderes gemacht als zu arbeiten, hinzu kommen die 3 Jahre der Kooperationen, um Kilian Kerner ein Stück weit zu finanzieren. Eine Winterkollektion für Komodo, German Garment hat bereits 3 Kollektionen , dann noch die Arbeit an NO IFS usw. Wir haben dazu unser Sortiment bei Kilian Kerner um Jerseys erweitert. Man muss sich vorstellen jedes Label braucht für sich 2 Kollektionen im Jahr, rechne das einfach mal hoch, das ist einfach eine Menge. . Ich habe quasi in einem Jahr 13 Kollektionen entworfen. Rückblickend war das letzte Jahr ein permanenter Rauschzustand, man konnte teilweise schon gar nicht mehr atmen vor lauter Arbeit. Jetzt lasse ich  vieles einfach sein, denn wir hatten eine tolle und erfolgreiche Saison. Ich versuche mir gerade beizubringen einen Gang runter zu schalten und meine Freizeit ein wenig in mein Leben zu lassen.

MC:            Das klingt nach viel Arbeit auch zeitlich gesehen. Gibt es überhaupt so etwas wie Freizeit in deinem Leben?

KK:            Gab es nicht, es gab einfach keine Freizeit in den letzen Jahren. Ich musste wirklich lernen, mir den Freiraum freizuschaufeln. Seit 3 Monaten praktiziere ich das jetzt und habe auch manchmal ein schlechtes Gewissen.

Ich mache dann auch wirklich nichts, einfach nichts. (Freut sich)

MC:            Inspiration und Ideen wachsen ja nicht gerade an den Bäumen. Bist du jemand der Inspiration jagt oder bist du der Glückliche, dem sie in den Schoss fallen?

KK:             Nein, suchen muss ich sie Gott sei Dank nicht. Die Ideen entwickeln sich schon während der Arbeit an der aktuellen Kollektion. Ich setzte mich dann zu Hause hin und versetze mich in die neue Szenerie und in das Gefühl der Idee, ihr merkt da kommen die Parallelen zur Schauspielerei, ich lasse Musik laufen und fange an zu zeichnen. Meist entsteht so das Fundament der neuen Kollektionen.

MC:            Als Abschluss würden wir gern in drei Sätzen von dir wissen wer du bist! Drei Sätze Kilian Kerner!

KK:              Ein liebenswürdiger Spinner. Ein geordneter Chaot. Ein sensibles Weichei.

MC:      Herzlichen Dank.

Katrin Schlotterhose

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