Zaha Hadid, Avira für Slamp, 2013
Vor knapp einer Wochen ist die 52. Mailänder Möbelmesse „Salone Internazionale del Mobile“ zu Ende gegangen. Auch wenn auf dem Gelände dichtes Gedränge – trotz Regenwetter, skandinavischer Temperaturen und einem deutlich reduzierten Rahmenprogramm – herrschte, ist von der Energie der letzten Jahre wenig übrig geblieben.
“Interiors of tomorrow” versprachen die Plakate und Banner der Möbelmesse – doch dieses „Morgen“ sah sehr nach heute aus. Den meisten Neuheiten fehlte es an Biss und zusehen waren eher überholte, verkäuflich-funktionale Produkte. Gewagt wurde wenig und wenn doch, dann setzen die großen Hersteller von Rang und Namen, alle auf eine Karte – ikonenartige Möbelentwürfe von Stararchitekten, die ein Image vermitteln sollten.
So war Daniel Libeskind - amerikanischer Architekt der das Holocaust Mahnmal und das jüdische Museum in Berlin entwarf, mit seiner Leuchte „Paragon“ bei „Artemide“ zu sehen.
Daniel Liebeskind, Leuchte Paragon für Artemide, 2013
Tadao Ando hat für die dänische Firma „Carl Hansen & Søn“ einen skulpturalen „Dream Chair“ entwickelt. Der Stuhl ist eine Hommage an den Designer Hans J. Wegner und soll dänische Handwerkskunst mit japanischer Tradition verbinden.
Tadao Ando, Stuhl für Carl Handen & Son, 2013
Eine neue Situation sei das für ihn, sagte Ando, denn bisher habe er seine Gebäude “lediglich mit bereits existierenden Möbeln anderer Designer ausgestattet”.
OMA und Rem Koolhaas warteten mit der eigens zum 75. Geburtstag von „Knoll“ entwickelten Kollektion „Tools for Life“ auf, die über mechanische Spielereien verfügt und an James-Bond-Filme der 80er Jahre erinnert.
Rem Koolhaas/ OMA, Tools for Life, für Knoll International, 2013
Eine der erfolgreichsten Architektinnen der Welt Zaha Hadid, die sich auch schon im Fashionbereich unteranderem für „Lacoste“ versucht hat – war auf der Messe gleich für mehrere Firmen vertreten. Aus ihrer Hand stammen die Tischkollektion „Mercurial Table“ für „Citco“, eine amorphe Bank aus Marmor namens „Serac“ für „lab 23“, Saalbestuhlungssystem „Array“ für „Poltrona Frau“, die Leuchten Kollektion „Avira“ für „Slamp“ und noch weitere Produkte.
Zaha Hadid, Mervurial Table für Citco, 2013
Zaha Hadid, Array für Poltrona Frau, 2013
Diesjährige Salone del Mobile strotzte nur so von Möbeln aus der Architektenhand. Ob sich diese Triumpfkarte der Einrichtungsbranche gelohnt hat – mit den Göttern des „Architektur-Olymps“ das Geschäft anzukurbeln und neue Märkte zu erschließen – werden die Verkaufszahlen der einzelnen Möbelstücke in naher Zukunft zeigen. Doch das Gefühl, dass ein Ausverkauf von Identität auf beiden Seiten erfolgt ist, hat man leider schon heute.
//Regina Schubert