links: Bumble and bumble editorial Stylist: Laurent Philippon

Laurent Philippon hat in seiner Laufbahn als Hairstylist bereits alles geschafft: er arbeitete mit den wichtigsten Fotografen und bereiste die Welt für die größten Magazine. Frisierte die schönsten Mannequins und Schauspielerinnen und entwickelt für Bumble & Bumble aktiv neue Produkte. Für viele wäre dies bereits mehr als genug. Nicht so für den Franzosen: er zollt seiner Passion und Beruf  auf 320 Seiten mit einem ersten Buch besonderen Tribut.

„Hair: Fashion and Fantasy“ ist jedoch keine einfache Zusammenfassung der Highlights aus Philippons Karriere. Es ist viel mehr ein Konglomerat an Bildern, interessanten Fakten und vor allen Dingen vielen amüsanten Anekdoten und persönlichen Erinnerungen an eine lange und erfolgreiche Zeit in dem Metier das sich Coiffeur nennt.

Wir lernten Laurent Philippon anlässlich seiner Signierstunde bei Colette in Paris kennen und stellten einige Fragen:

Wie begann Deine Karriere als Hairstylist?

Ich begann bereits sehr früh, genauer gesagt mit 15 Jahren im Friseursalon meines Vaters in einem kleinen Dorf in der nähe von Genf in Frankreich. Mein Vater hatte sich auf Männer spezialisiert. Ich jedoch entdeckte bereits sehr früh, mit 16, meine Vorliebe für Frauenfrisuren.

Ich beschloss den Salon meines Vaters zu verlassen, um mich umzuorientieren und an Wettbewerben teilzunehmen. Zuerst regional, später landes- und europaweit. Damals gewann ich auf Anhieb erste Plätze. Dieser Erfolg ermutigte mich enorm und trieb mich dazu an, mir höhere Ziele zu stecken. 1988 vertrat ich Frankreich erstmals bei einem weltweiten Wettbewerb und wurde 4.

Aufgrund meines obligatorischen Militärdienstes zog ich nach Paris. Die Woche über war ich Feuerwehrmann. Den Samstag jedoch, meinen freien Tag, wollte ich nicht einfach so vergeuden. Damals kannte ich niemanden in Paris, also beschloss ich mich spontan und ganz frei bei Alexandre de Paris vorzustellen. Er stellte mich als ersten Assistenten ein und so arbeitete ich nun 2 ½ Jahre jeden Samstag ohne Lohn in der 3 Avenue Matignon. Diese Chance war einmalig! Er brachte mir alle Techniken des klassischen, französischen Haarhandwerks bei. Techniken, die heute in Vergessenheit geraten sind und die ich versuche auch meinen Assistenten zu vermitteln. Seine Art mit der Materie umzugehen war wie einem klassischen Ballett zuzuschauen. Damals frisierte er die Comtesse de Paris oder Sophia Loren und war für die prestigereichsten Défilées zuständig, wie Chanel oder Christian Lacroix. In Paris kam ich auch zum ersten Mal wirklich mit Mode in Berührung.

Nach meiner Zeit bei Alexandre de Paris, assistierte ich Julian d’Ys, was für mich ein totaler Umbruch und fast eine Art Schock war. Julians Herangehensweise war das genaue Gegenteil zu dem mir Bekannten. Er war wie eine Art Punk mit einer sehr speziellen Poesie. Ein nötiger Schock, der mich dazu brachte, meine bisherige Arbeit zu hinterfragen und meinen Horizont zu erweitern.

Woher findest Du die Inspiration für Deine Arbeiten?

Ich bin von Natur aus ein sehr neugieriger Mensch. Mich kann im Prinzip alles inspirieren: Natur, Architektur, Kunst, Fotografie. Für mich ist der einzige Schlüssel zu Inspiration meine Neugierde.

Was ich jedoch unheimlich liebe mich besonders beflügelt ist ganz einfach: „People Watching“. Es ist  wesentlich interessanter die „home-made Looks“ der Menschen auf der Straße und im Alltag zu beobachten als Bilder von perfekt inszenierten Hairstyles zu betrachten. Das ist mir zu langweilig.

Bleiben wir beim Thema Inspiration: welches war Deine letzte Exposition?

Das war die Hommage an Pier Paolo Pasolini in der Cinèmathèque in Paris (Anm.: läuft noch bis zum 26. Januar 2014.) Ich liebe die Werke Pasolinis und kann diese Ausstellung sehr empfehlen.

Welches Buch hast Du zuletzt gelesen bzw. liest Du zur Zeit?

Mein letztes Buch war „Jardin d’acclimatation de Yves Navarre“.

Zur Zeit lese ich jedoch: „Nager sur la Frontière“ von Antonin Potoski.

Du lebst in Paris – kannst du uns Deine Lieblingsadressen nennen?

Ich liebe gutes Essen. Ab und zu gönne ich mir das „Epicure“ im Hotel Bristol (Anm.: 112, rue du Faubourg Saint-Honoré), ein mit drei Michelin Sternen ausgezeichnetes Restaurant. Preiswerter, aber auch sehr gut ist die Brasserie „Thoumieux“ im 7ten Arrondissement (Anm.: 79, rue Saint Dominique).

Du hast in Deiner Karriere mit vielen großen Namen zusammen gearbeitet Gibt es jemanden der noch auf Deiner Liste fehlt?

Gerne hätte ich einmal mit Helmut Newton gearbeitet. Seine Arbeiten sind von einer  besonderen Schönheit.

Ganz aktuell: Ich würde gerne die Sängerin Adele frisieren.

Wo lag Dein Antrieb ein eigenes Buch zu veröffentlichen?

Die Idee entstand eigentlich aus einer Frustration heraus: ich konnte in keiner Bibliothek das in meinen Augen richtige Buch zum Thema Haare finden. Sie waren alle zu soziologisch oder akademisch oder zeigten nur Bilder. Nie waren sie von einem Coiffeur selber verfasst und zusammengestellt. Ich wollte also eine Art „Meltin Pot“ kreieren. Und gleichzeitig die Noblesse des Metiers des Coiffeurs ehren, was meiner Meinung nach viel zu selten geschieht.

Gibt es etwas besonderes, was Du in deiner freien Zeit machst?

Meine besondere Passion ist das light painting, oder light graph. Pablo Picasso entwickelte damals mit dem Fotografen Gjon Mili eine Serie, in denen sie Kunstwerke mit Hilfe von Licht zeichneten. Ich jedoch mache dies mit einem Drachen draußen in der Natur.

Und ein kleiner Blick ins Buch: 

 „Hair: Fashion & Fantasy“ erscheint im Thames & Hudson Verlag

ISBN 978-0-500-29108-5

// Inna Fischbuch