Marina Hoermanseder war der Shooting-Star der letzten Modewoche in Berlin, mit ihren ausgefallenen Lederstücken, die irgendwo zwischen Fetisch und Orthopädie einzuordnen sind, zeigte die Newcomerin mit ihrer ersten Kollektion jede Menge Mut und den Drang nach modischer Veränderung. Wir haben die sympathische Designerin getroffen:
Metropolitan Circus:
Marina, deine Abschluss-Kollektion von der ESMOD Berlin katapultiert dich geradewegs auf ein internationales Level. Wie kommt man im ersten Moment mit all‘ diesen neuen Gegebenheiten und dem ganzen Lob klar? Was hat sich gerade in den letzten Monaten für dich verändert?
Marina Hoermanseder:
Verändert hat sich in den letzten Monaten so ziemlich alles für mich: Ich bin jetzt Unternehmerin, die zwar weiterhin kreative Ideen entwickelt, aber sich gleichzeitig auch an einen straff durchorganisierten Arbeitsalltag halten muss.
Das Lob schmeichelt mir natürlich, aber es legt die Messlatte auch hoch. Auch die Erwartungshaltung, die ich an mich selbst habe, ist auch durch den plötzlichen Erfolg gestiegen. Ich bin ja in einem Berufsfeld tätig, wo es um eine Art ästhetische Bewusstseinsbildung geht und darum, sich ständig weiterzuentwickeln. Da kann man sich nicht auf früheren Erfolgen ausruhen.
Metropolitan Circus:
Deine erste Kollektion ist die reinste Steilvorlage – natürlich werden nun alle mit Spannung deine Folgekollektion erwarten. Mit welchen Gegensätzen wirst du nun weiterarbeiten? Werden es ideelle, materielle oder doch beide zusammen sein?
Marina Hoermanseder:
Die Lederbearbeitung ist meine Leidenschaft und auch die Handschrift meines Labels.
Wie in der letzten Kollektion haben wir wieder ganz besondere und hochwertige Materialien ausgewählt, die teilweise eine Herausforderung in der Verarbeitung darstellen. Der Gegensatz zwischen Hart und Weich liegt auf der Hand, wenn ich Lederriemen mit Stoffen kombiniere. Allerdings wird diese Gradwanderung zwischen Fetisch, Avantgarde und Prêt-à-porter in einem sommerlichen, frischen und auch lieblicheren Kontext gebracht.
Metropolitan Circus:
In deiner Arbeit spielen Körperformen und die weibliche Silhouette die ausschlaggebende Rolle. Wie oder/und wo siehst du die Grenzen des Körpers gerade in Sachen Kleidung?
Marina Hoermanseder:
Ich habe mich von Beginn an dafür entschieden mir in meiner Arbeit keine Grenzen zu setzen, daher stellt sich diese Frage für mich gar nicht. Der weibliche Körper ist so wunderschön, ich sehe keinen Grund dafür seine vielfältigen Inszenierungsweisen zu limitieren.
Ich beziehe meine Inspiration unter anderem aus den Bereichen der Orthopädie und den damit verbundenen Krankheiten, handelt es in meinen Kollektionen stets um eine Gradwanderung, um die Grenzen des guten Geschmacks nicht zu übertreten.
Metropolitan Circus:
Was ist deine grundlegende Intension als Designerin?
Marina Hoermanseder:
Meine Intension als Designerin ist es die Modebranche mit einem neuen Stil zu bereichern und Menschen zu begeistern. Als Betriebswirtin und Unternehmerin möchte ich aber natürlich auch mein Label weiter voranzubringen und langfristig auf dem Markt bestehen.
Metropolitan Circus:
Wenn du in Sachen Bekleidung etwas verändern könntest – was wäre das?
Marina Hoermanseder:
Meiner Meinung trage ich einen kleinen Teil wie viele andere Labels auch zu einer Veränderung bei: Durch Marina Hoermanseder werden Lederstücke und Lederschnallen salonfähiger, denn es wurden einige Order geschrieben.
Metropolitan Circus:
Alle sprechen immer von Stilen, Trends & Strömungen – wo würdest du dich selbst einordnen? Kann man das überhaupt oder beschneidet man sich dabei selbst in seiner Kreativität?
Marina Hoermanseder:
Einen besonderen Begriff für meine Lederpassion, die ich mit klassischen Schnitten kombiniere, habe ich nicht, aber offenbar ergeben diese Elemente einen neuen Stil. Ob dieser Stil dann aber tatsächlich auch ein Trend wird, kann nur die Zeit zeigen.
Metropolitan Circus:
Wenn du nicht gerade dieses Interview beantwortest – was schwirrt gerade in deinem Kopf herum?
Marina Hoermanseder:
Da gehen mir viele Dinge durch den Kopf…
Die Fashion Week ist nicht mehr weit weg und wir sind Mitten in der Organisation der Kollektion, der Show und der Aftershow Party. Es ist viel zu tun und es ist eine aufregende Zeit.
Metropolitan Circus:
Vielen Dank Marina für deine interessanten Antworten und weiterhin viel Erfolg.
//Katrin Schlotterhose