Sie ist eine von den Frauen, die man aus der Ferne bewundert – erstens für ihr Charisma, zweitens für ihren erfolgreichen Werdegang in der Modeindustrie und drittens für einen Style, den man wohl kaum toppen kann. Yasmin Sewell ist seit über 15 Jahren in der Branche unterwegs, sie hat als Einkäuferin gearbeitet, hat PR gemacht, ist Designerin, Consultant und Kurator. Die Liste der UNDs wird wohl mit den Jahren immer länger. Wir haben Yasmin im Rahmen des British Design Collective, welches sie bereits zum zweiten Mal kuratiert, getroffen und haben ihr die ein oder andere Frage gestellt:
MC: Schon zum Zweiten mal bist du die Kuratorin des British Desiger Collective – einen Pop-Up-Store für junge Nachwuchsdesigner im Bicester Village. Wie ist diese Idee entstanden?
YS:Grundsätzlich finde ich die Idee immer großartig, junges Design zu unterstützen.
Die Kunden von Bicester wollen tolles, neues Design kaufen und die Jungdesigner bauchen Orte zum Verkauf. Es ist doch so , dass gerade junge Designer nur in wenigen ausgewählten Insider-Shops zu finden sind. Diese laufen super saisonal, wenn die Kollektion vorüber ist, sind mitunter die Teile einfach noch nicht abverkauft und Bicester bietet dem Nachwuchs einfach eine ganz andere Käuferschaft an. Somit profitieren beide Seite. Natürlich braucht so eine Boutique eine gewisse Selektion, die Kunden sind die cleanen Stores wie Dior und Stella McCartney gewöhnt und wir wollen den Kunden nicht mit zu viel Masse erschlagen und beschränken uns deshalb auf eine kleine, feine Wahl der Designer, die perfekt zusammen passen
MC: Wie machst du dabei deine Selektion?
YS: Das ist für mich keine eine große Arbeit. Ich frage die Designer, die ich auch selbst mag und bei denen ich der Meinung bin, sie haben ein gewisses Potenzial. Viele von der diesjährigen Selektion kenne ich bereits und habe mit ihnen schon an unterschiedlichsten Projekten zusammengearbeitet. Die meisten waren sofort dabei und fanden auch die Idee und die Unterstützung großartig. Das Einzige was möglicherweise ein Problem sein könnte ist der Lagerbestand und die Einzige die keine Ware auf Lager hatte war Coco Rocha (lacht).
MC: Wie passt die Idee eines Outlet mit der von jungen Designern zusammen?
YS: Gerade werden wir so bombardiert mit neuen Kollektionen, alle drei Monate gibt es etwas Neues. Es heiß nur NEW NEW NEW. Niemand, der nicht in dieser Blase steckt, kann wirklich sagen oder beurteilen, ob die Sachen in Stores „off season“ sind.
Dadurch, dass die Schnelligkeit der Mode zunimmt, die Menschen aber trotzdem ihrem gewohnten Einkaufsverhalten nachgehen, sind die Sachen immer noch sehr modern, frisch und überzeugen einfach durch die persönliche Handschrift der Designer. Klar, können die Sachen vom letzten Sommer, Winter oder erst 4 Monate alt sein, der Fakt ist einfach, du findest einfach immer tolle Stücke, die es woanders einfach nicht mehr gibt. Wir sind alle schon so darauf programmiert, wenn wir in einen Store gehen und man sagt uns es sein eine „alte Kollektion“, dass wir die Saschen einfach nicht kaufen. Im BDC spielt die Trend-Relevanz keine Rolle, hier findet man Teile, die einzigartig sind und kauft sie für den Bruchteil des normalen Preises.
MC: Du sagst es gerade, der Druck in der Mode immer das Neuste zu haben nimmt immer mehr zu. Überall sehen wir Bilder und Streetstyles mit den aktuellsten, manchmal noch nicht mal veröffentlichten Kollektionen. Und du bist mittendrin als beliebtes Foto-Objekt. Wie fühlt sich das an oder vielmehr welchen Druck verursacht das bei dir selbst.
YS: Als diese ganzen Streetstyles begonnen haben, muss ich wirklich sagen, dass ich mich schon sehr unwohl gefühlt habe. Ich habe immer gedacht, dass hört irgendwann auf und würde nachlassen. Das habe ich wohl unterschätzt, welche Bedeutung das Ganze hat und welche Industrie dahinter steckt. Ich muss gestehen, ich habe das erst jetzt wirklich realisiert.
Es muss im letzten Jahr gewesen sein, da habe ich mir einfach gedacht: „ Was soll‘s – Ich liebe Fashion“. Und natürlich trage ich auch ganz normale Saschen und style mich nicht für jede Gelegenheit. Aber wenn ich wirklich ein tolles Teil kaufe, warum soll ich es nicht tragen und es stilvoll mixen? Als Druck würde ich es nicht bezeichnen. Ich sage mir einfach: „Hey es ist Fashion Week – ich will Spaß haben und mit Mode spielen.“ Das ist es doch am Ende des Tages – die Individualität und Persönlichkeit, die in Jeden von uns steckt.
Und ganz ehrlich, man kann diesen Trend nicht aufhalten, die Bilder erscheinen doch überall auf der Welt, ich spiele also damit und versuche Spaß dabei zu haben.
Als ich vor 18 Jahren in dem Business begonnen habe, ging es nicht um Selbstdarstellung so wie heute, auch ich musste mich erst langsam daran gewöhnen auf dieser Art Bühne zu stehen. Aber wenn du mit dir Okay bist, deine Arbeit magst und dich in den Sachen wohl fühlst, sieht man das natürlich auch auf den Bilder. Am besten ist es einfach mal nicht nachzudenken und JA – Spaß zu haben.
MC: Du bist in so viele Projekte involviert – Kurator, Consultant, Designer. Hast du überhaupt Freizeit? Und was machst du dann überhaupt? Gartenarbeit?
YS:(Lacht laut) Nein. Ich verbringe die Zeit mit meinen Sohn, hänge ganz normal mit meinen Freunden rum, eigentlich nicht Besonders. Aber ich muss auch sagen, ich arbeite nicht mehr soviel, natürlich ich arbeite ich fokussiert, aber nicht mehr soviel wie früher. Ich habe verschiedene Unternehmen: être cécile ist dabei das Größe und Umfangreiste und wächst auch sehr schnell, aber ich habe in jedem Projekt ein unglaublich tolles Team, welches mich unterstützt.
MC: Als du deine Karriere begonnen hast, hättest du dir jemals träumen lassen so erfolgreich zu sein?
YS:(Lacht) Nein. Ich meine ich arbeite seit ich 15 bin und habe immer hart gearbeitet. Vielleicht hatte ich auch eine Menge Glück in meinem Leben. Aber ich habe auch immense Risiken in Kauf genommen in den vergangenen Jahren, die sich so langsam auszahlen. Klar man schlägt sich so durch in den 20ern, wird fokussierter in den30ern und jetzt bin ich Ende 30 und kann ganz deutlich sagen, was ich möchte und was eben nicht. Ich hatte diesen Moment vor zwei Jahren als ich mir selbst sagte: „Cool. Genau so. Alles fühlt sich richtig an.“ Und es dauert einfach seine Zeit, erst jetzt habe ich die Expertise all‘ diese Dinge zu machen und es fühlt sich noch nicht mal nach Arbeit an, weil ich es einfach liebe das zu tun was ich mache.
MC: Was ist dein Tipp für jemanden der gerade in die Modeindustrie einsteigen will und vielleicht eine ähnlich Karriere hinlegen möchte wie du?
YS: Arbeite hart, gerade zu Beginn, saugt alles auf, versucht alle möglichen Facetten der unterschiedlichen Jobs auszuloten und habt Geduld. Denn alles dauert seine Zeit und braucht eine Entwicklung.
MC: Danke für dieses nette Gespräch und die hilfreichen Tipps.
//Schlott