Die Coppola-Dynastie bereichert uns mit einer weiteren Regisseurin. Gia Coppola ist die Enkelin von Francis Ford Coppola, Nichte von Sofia und Roman Coppola, Cousine von Jason Schwartzman und Nicolas Cage und hat mit ihrer Adaption der gleichnamigen Buchvorlage von James Franco ein gelungenes Filmdebüt hervorgebracht.
Nachdem Gia Coppola das Fotografie-Studium abschloss, fühlte sie sich ausgelaugt und begann, sich für bewegte Bilder zu interessieren. Sie drehte einen Fashion-Kurzfilm für die befreundete Designerin Wendy Mullin. Dieser Film fand solches Gefallen, dass sich andere Kollaborationen ergaben: mit Elle China, Opening Ceremony, United Arrows, Zac Posen und Rodarte. Dieser Weg führte Gia Coppola schließlich zu ihrem Debütfilm „Palo Alto“, der auf dem Telluride Film Fest seine Premiere feierte und bereits auf dem Tribeca- sowie Venedig-Filmfest lief.
„Palo Alto“ erzählt von den Ängsten und Sorgen von Teenagern in der Stadt im Silicon Valley. Gia Coppola und der Cinematographer Autumn Durald haben dafür gesorgt, dass die Szenerie immer menschenleer wirkt, immer ein wenig trübe, ein wenig trostlos. Dadurch wird uns ein Gefühl vermittelt, das viele von uns aus der eigenen Jugend kennen: die Langeweile. Wir sehen die Stadt nie als etwas anderes, als die Jugendlichen dort, die sich mit Partys und Drogen die Zeit vertreiben. Das überzeugende Newcomer-Ensemble besteht aus Jack Kilmer, Emma Roberts, Nat Wolff und Zoe Levin.
Wie unter einem Schatten erliegt April ihrem schmierigen Trainer, der von James Franco gespielt wird und der das junge Mädchen bedrängt. Eigentlich ist sie aber in den gleichaltrigen Teddy verliebt und er in sie, doch beide sind viel zu schüchtern, um sich einander zu nähern. Fred und Emily dagegen können nicht voneinander lassen, verabscheuen sich aber. Es sind vier orientierungslose Figuren, die ungeduldig darauf warten, endlich selbst über ihr Leben zu bestimmen, aber gleichzeitig davor zurückschrecken die dafür nötigen Schritte zu tun. Sie wünschen sich das eine, verhalten sich aber ganz anders. Die Handlung springt von einer zur nächsten Figur und so einfach sich diese Konstellation anhört, sind die Figuren aber doch komplexer angelegt. Die Eltern der vier Teens erleben wir wie zu Besuch bei Freunden. Sie sind nicht so wichtig, treten mal hier, mal dort auf und eigentlich finden wir sie ganz okay, können uns aber doch vorstellen, dass tiefe Probleme zwischen Eltern und Kindern liegen.
Für ihre Arbeit am Drehbuch, dafür, dass sie zusammen mit den jungen Schauspielern monatelang an den Dialogen geschraubt hat und Raum für Improvisationen gab, hat Gia Coppola Beachtung verdient. Der Film reiht sich ein in die Tradition von „American Graffiti“ oder „Dazed and Confused“, erinnert an die Film-Ästhetik von Gus van Sant, aber verliert sich nicht in apokalyptischem Pessimismus, sondern erhält sich eine positive Einstellung zum Leben, ohne in einen gefährlichen Kitsch-Abgrund zu fallen. Filmliebhaber können froh sein, dass Gia Coppola bei der Wahl ihrer Vorlage das Augenmerk auf Narration legt – Sie hat etwas zu sagen und es macht neugierig auf ihre nächsten Filmprojekte.
//Choleda Jasdany