Ein flüchtiger Tschetschene strandet ausgerechnet in Hamburg, der Stadt, in der die Terroristen ihre Pläne schmiedeten und die Geheimdienste sich seit dem 11. September in einer Mischung aus Schuldgefühlen und Alarmbereitschaft halten. Der amerikanische und ein rigoroser operierender Flügel von deutschen Geheimdienstlern erklären ihn für verdächtig und möchten ihn sofort verhaften. Gunther Bachmann und sein Team dagegen möchten den Flüchtigen dafür nutzen, einen größeren Fisch zu angeln. Ein Katz-und-Maus-Spiel beginnt, bei dem keiner die Wahrheit zu sagen und jeder ein anderes verstecktes Motiv zu haben scheint. Zusammen mit Gunther Bachmann steht der Zuschauer am Ende vor einem deprimierenden Scherbenhaufen aus Enttäuschung, Wut und Machtlosigkeit.

Anton Corbijn by Steffen Roth

Anton Corbijns dritter Film ist die Inszenierung von John le Carrés gleichnamigen Roman aus dem Jahre 2008. Der Niederländer zeigt in seinen Bildern eine fast liebevolle Zuneigung für die kalte Gräue, den rauen Trash und die Versoffenen aus der nächsten Hafenkneipe. Was Corbijn und dem Cinematographer Benoît Delhomme in Bildern gelingt, genügt jedoch nicht, um die Erwartungen an einen Film zu erfüllen. Zu sehr versucht Corbijn anzudeuten, anstatt richtig in die Materie einzudringen, so dass am Ende alle Figuren auf der Oberfläche bleiben und kalt lassen. Merkwürdig ist auch der gestellte deutsche Akzent, der unsinnigerweise darüber hinwegtäuschen soll, dass amerikanische Schauspieler Englisch sprechen.

Screenshot A most wanted man

Erstmalig auf dem Sundance Film Festival gezeigt, ist Philip Seymour Hoffman hier in seiner letzten Hauptrolle zu sehen. Während sich der Titel auf Issa Karpovs Figur (Grigoriy Dobrygin) bezieht, würde er, anders interpretiert, auch zu Seymour Hoffmans Figur passen. Er ist ein von politischen Machtspielen frustrierter und gebrochener Mann, der aber doch noch ein Fünkchen Hoffnung in sich trägt, um moralisch und menschlich zu handeln. Zumindest in der Fiktion gibt es ihn, diese Figur, die alles richtig macht und welche sich die Zuschauer am meisten wünschen.

//Choleda Jasdany