Inmitten des edlen 16. Arrondissements in Paris befindet sich das Palais Galliera, offizielles Museum für Mode und Modegeschichte. Die neue Ausstellung “Fashion Mix- Mode d’ici, créateurs d’ailleurs” (dt: Mode von hier, Designer von woanders”) die seit gestern eröffnet hat, würdigt das Können internationaler Designer, die die französische Modewelt revolutioniert haben.
“Wenn Paris als Attraktionspol der Mode gilt, dann sollte man einem danken: Charles Fréderick Worth”, sagt Oliver Saillard, Direktor des Palais Galliera. Der Engländer und einstige Erfinder der Haute Couture Charles F. Worth ist nur einer von vielen, der die Modewelt so nachhaltig geebnet und geprägt hat.
In der Hommage werden weltberühmte Kreateure wie die Engländerin Vivienne Westwood, Elsa Schiaparelli aus Italien, der Japaner Issey Miyake oder Martin Margiela und Raf Simons aus Belgien, Designer wie die Spanier Cristóbal Balenciaga oder Mariano Fortuny, Popy Moreni aus Italien, der Tunesier Alaïa Azzedine und viele andere Modeschaffende geehrt.
Olivier Saillard, der diese Ausstellung konzipiert hat, möchte nicht nur das Wirken internationaler Kreateure der Haute Couture und Prêt-à-Porter Mode in Paris ehren, sondern gleichzeitig eine Geschichte der Immigration der anderen Art erzählen, die in der Historie der Mode in Paris stattfand. Ob aus Russland, Japan, Belgien, Armenien, Spanien oder Italien- all diese Einflüsse strahlen ihre Wirkungskraft auf die Geschichte und Gegenwart der Mode in Frankreich aus und haben Paris erst zu der internationalen Modestadt gemacht, die sie heute ist.
Die Ausstellung beinhaltet in etwa hundert Exponate, jedes symbolträchtig und von wesentlicher Relevanz in der Historiographie der Mode: von Kleidern, Mänteln, Hüten und Accessoires beherbergt die Ausstellung eine Vielfalt, die sich nicht nur auf das Können der Künstler selbst bezieht, sondern auch Bezug auf die persönliche Migrationsgeschichte nimmt: die Einbürgerungsdokumente von Félix Youssoupoffs werden als Duplikate genauso ausgestellt, wie der Identitäts- und Reiseausweis der Ungarin Catherine de Karolyi, der 1953 von der französischen Administration ausgestellt wurde. De Karolyi sollte die Fashiondesignerin werden, die die erste Ready-to-wear Kollektion für das französische Luxuslabel Hermès kreierte.
Oder Elsa Schiaparelli, die sich nichts aus der schlichten Eleganz einer Coco Chanel machte und Paris lieber zeitgleich mit ihrem Exzentrismus eroberte, wird in der Exposition gleich mit mehreren Ausstellungsstücken gewürdigt. Die extravagante Italienerin beflügelt noch heute die Phantasien der Couturewelt und ihr Stil, den einst Salavdor Dalí mitprägte, erfährt gegenwärtig eine Wiederbelebung. Die Begründerin des “Shocking Pink”, die Hüte in Schuhform designte startete 1922 mit 32 Jahren ihren persönlichen Neubeginn in Paris, einer Stadt, die ihr Glück bringen sollte…
Diese Exposition stellt nicht nur das künstlerische Schaffen der Designer aus, vielmehr geht es um die persönliche Geschichte dahinter. Menschen, die es aus verschiedensten Gründen nach Paris getrieben hat, um etwas zu bewirken und die Geschichte und das internationale Bild einer Stadt so beeinflusst und entwickelt haben, dass sie erst dadurch zu dem gemacht wurde, was sie heute als Modestadt auszeichnet. “One should not promote nationality but talent” (Olivier Saillard); eine Aussage, die gegenwärtig in vielerlei Hinsicht besondere Aktualität erfahren sollte.
//Aileen Marika Hokari